Hallo zusammen, da ich glaube, dass die Fragen von Steffen auch andere interessieren könnten, hier nach Absprache seine Fragen und meine Antworten:
Hi Steffen, Ich schreibe mal dirket unter deine Fragen. Hoffe, dass alles verständlich ist, sons frage bitte nochmal nach.
Vor ab: ein Mentoren Programm haben wir nicht, aber du kannst mich zu allem Löchern. :)
1, Famulaturmöglichkeiten/ Wege Gibt es spezielle (Uni-)kliniken, Reha-Zentren, Praxen die du dafür empfehlen kannst ?
Also die Famulatur soll dir helfen klinische Praxis zu sammeln. Eine Famulatur kannst du überall machen. Richtig mitarbeiten kannst du zwar nicht aber reinschnuppern. Im praktischen Jahr ( weiss nicht ob es das so auch in Österreich gibt) kann man dann schon richtig mitarbeiten, jedoch gibt es hier nur wenige Kliniken die dasin der PRM anbieten, da dann auch eine Prüfung möglich sein muss. Da es aber nur wenige Lehrstühle gibt, gibt es auch nur wenige Kliniken, wo es geht. Ich habe eine Famulatur und mein PJ an der Charite gemacht und möchte es nicht missen. Ich weiss aber auch, dass die sehr viele Anfragen haben und das nicht immer einfach ist unterzukommen ( es sei denn man hat gute Kontakt... ;) ). Wenn du dir in den Famulaturen ein gutes Bild vom Fachgebiet machen willst, dann gehe auch in eine klassische Rehaklinik und eine Praxis. Ich kenn mich da gut in Bayern aus, da kann ich dir dann gern den ein oder anderen Tipp geben.
Wie würdest du deinen Weg ausrichten rückblickend gesehen? Hast du Tipps, was wichtig ist bzw. was eher unwichtig ist
Ich habe mir von Anfang an überlegt wo ich hin will und was ich dafür brauche. Mein Plan war nie in der Uniklinik zu arbeiten. Deshalb war ich nach dem PJ da auch nicht mehr und mir fehlte es an nichts. Andersherum habe ich aber das Gefühl, dass Leute die an der Uni waren/ sind nur Bausteine des Faches sehen aber nicht die Basics. Meine Weiterbildungen habe ich so ausgerichtet, dass ich jetzt in der Praxis alles habe was ich brauche. Dafür war es aber auch entscheidend, dass ich1 Jahr Neuro gemacht habe und 1 Jahr chirurgische Orthopädie. So kann man viele Dinge deutlich besser einordnen und du hast wirklich den ganzheitlichen Blick. Neurologie ist in meinen Augen mitentscheiden für eine gute Arbeit in der PRM.
2.neue Weiterbildungsverordnung Was wird dadurch erreicht ? (Das das Fach präsenter wird? oder darf man mehr anbieten/machen? darf man mehr/andere Leistungen abrechnen, die bspw. ein Orthopäde abrechnen kann?)
Durch die Bundesärztekammer wurde festgelegt, dass die Weiterbildungsordnung erneuert werden muss. Für jedes Fach. Dabei ging es darum von einer "zeitbasierten" ( du musst so und so lange das oder das machen )- zu einer "kenntnisbasierten" ( du musst das und das können )Weiterbildung zu wechseln. Dies ist erstmal ein guter Ansatz. In der PRM kam dann noch ein Problem aus den letzten Jahren dazu: Fachärzte für PRM werden von der deutschen Rentenversicherung nicht als Chefärzte von Rehakliniken anerkannt, da die meisten ( so wie du in etwa) um den OP einen Weg machen wollen/ gemacht haben. Die Ortho/ Unfall Zeit die aktuell gefordert ist, kann man auch in einer konservativen Klinik machen. Das ist aber nicht gut, da so deutliches Wissen im Bereich der Wundversorgung und der Notfallbehandlung fehlt. Damit zukünftig der PRM Arzt alle Anforderungen für diese Positionen erfüllen kann , wurde die WBO dem entsprechend angepasst. Ohne OP und ohne Akut Klinik geht dann nix mehr. Auch die Frühreha ist mit 6 Monaten Pflicht. Aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt, um unseren breiten Ansatz richtig auszubilden. In der jetzigen WBO stehen viele Dinge drin, die unrelevant sind. Andere wichtige Dinge wie Sono und Röntgen fehlen. Der Facharzt wird durch die neue WBO also moderner, präsenter und besser;) Bzgl der Abrechnung kann ich dir jetzt noch nicht abschließend sagen wie die KV ( für die Bezahlung im abuanten Sektor zuständig) es übernehmen wird. Aber die Möglichkeit der Abrechnung von Sono sollte leichter werden und die Abrechnung von Röntgen dann wohl möglich sein (momentan als PRM nicht möglich in der Praxis)
Hat das Fach in Zukunft einen höheren Stellenwert ? / wird es dadurch populärer ? (habe immer nur gehört, dass die PRM die HiWi´s für alles sind und im Krankenhaus einen sehr niedrigen Stellenwert haben, was ich sehr sehr schade finde.)
S.o. ich denke es wird attraktiver. Ich habe nie die Erfahrung gemacht nur der Hiwi zu sein. Ich kenne auch keinen der so denkt oder so. Es gibt extra Abteilung für PRM oder es ist eine fachübergreifende Frühreha. Ich denke, dass der Stellenwert bereits jetzt gegeben ist. Wir sollten mit breiter Brust hinter unserem Fachgebiet stehen. Wir sind keine orthopäden, wir sind besser ! :)
Besteht grundsätzlich ein Unterschied in den Abrechnungsmöglichkeiten zw. Orthopädie und PRM ? Wenn ja, wie sehen diese z.B. aus ? Bsp: Kniegelenksinfiltration, bekommt der Orthopäde hier eine höhere Vergütung von der Kasse als ein PRM? Was darf generell alles abgerechnet werden mit der Kasse ? Gibt es da eine Liste mit Leistungen und deren Vergütung ?
Die Abrechnung in der Praxis wird durch die KV geregelt. Als Grundlage dient hierfür der EBM (erweiterter Bewertungs Maßstab). Er legt fest welche Leistung wie vergütet wird. Es gibt diverse Dinge, die für jeden Arzt gleich sind. Es gibt aber auch Ziffern die darf man nur abrechnen, wenn man der entsprechende Facharzt mit KV Sitz ist. Das Beispiel Kniegelenksinfiltration fällt für alle gleich aus. Den EBM kannst du im Internet einsehen. Angegeben sind dort Punkte pro Leistung. Jeder Punkt ist ca. 10 Cent Wert aktuell. Im Krankenhaussektor liegt ein komplett anderes Sytem zu Grunde. Im privatärztlichen Bereich gibt es die GOÄ. Sie gilt für alle Ärzte gleich.
Welche Weiterbildungen/Spezialisierungen kann man während der Weiterbildung machen ? (Akupunktur, Manualtherapie, Schmerzmedizin ?) Sind diese inbegriffen, oder kommt es auf persönliche Interessen an ? Wird die Anwesenheitspflicht bei solchen Weiterbildungen als Arbeitszeit gewertet oder macht man diese eher in seiner Freizeit ?
Weiterbildungen sind wichtig. Zum einen bist du ab Facharzt verpflichtet jedes Jahr eine gewisse Punktzahl nach Fortbildungen nachzuweisen, zudem können sie dir, gerade im ambulanten Sektor weiteres Geld einbringen. Jede Zusatzweiterbildung hat ihre eigene Ordnung, die du dir auf der Internetseite der Landesärztekammer anschauen kannst. Es gibt Weiterbildungen, die sind nur Kursbasiert ( z.B. Manuelletherapie, Akupunktur) und es gibt welche, bei denen du auch Weiterbildung in einer speziellen Klinik benötigst ( Schmerztherapie, Sozialmedizin). Keine Weiterbildung ist im Facharzt inbegriffen. Deshalb heisst es ja Weiterbildung. Du musst selbst entscheiden, was für deinen Weg wichtig ist. Willst du Chef einer Rehaklinik werden? Dann solltest du Sozialmedizin machen ( insgesamt 4 x 2 Wochen Kurs und 12 Monate Weiterbildung), willst du chronische Schmerzpatienten behandelen dann Schmerztherapie ( 80 Stunden Kurs und 12 Monate Weiterbildung) und Akupunktur ( 210 Stunden Kurs über 2 Jahre hinweg). Willst du nur in der Praxis ein gutes Beibrot haben Manuelle ( ich glaube 200 Stunden kurs) und AKupunktur. Grundsätzlich machst du die Kurse in deiner Freizeit. Wenn du Glück hast, hast du 5 Fortbildungstage neben deinem Urlaub im Jahr, die du für sowas nutzen kannst. manchmal bekommst du von deinem Areitgeber einen Zuschuss. mehr aber auch nicht. Manuelle Medizin ist die 8 so glaube ich) einzige Weiterbildung, wo du dir Prüfung bei der Ärztekammer schon VOR deiner Facharztprüfung machen kannst. Für alle anderen brauchst du erst deinen Facharzt. Solltest du eine Weiterbildung machen wollen, wo du z.b. 12 Monate extra brauchst, musst du die auch extra machen, die werden nicht im Rahmen deiner normalen Weiterbildung abgegolten.
Ich habe mit Aku, manueller und Schmerzmedizin alles was ich brauche, um ind er Praxis gut dazustehen. Die Manuelle habe ich währen der Weiterbildung gemacht und auch die Prüfung 1 Jahr vor dem Facharzt abgeschlossen. Es sind viele Stunden Zeit die du opfern wirst udn auch viel Geld, aber aus meiner Sicht lohnt es sich. Es gibt weitere Weiterbildungen, die auf dem praxisschild sicher gut aussehen und Leute locken ( Sportmedizin, Naturheilverfahren). Sie bringen die aber KEINE Mehreinnahmen. Du darfst dadurch nicht mehr abrechnen, sondern zeigts einfach nur dein Interesse.
Darf man nach der Weiterbildung bei Selbstständigkeit auch andere Bezeichnungen führen wie z.B. Orthopädie ?
Man darf nur den Facharzt titel führen den man besitzt. Besitzt du 2 Fachärzte, darf man beide auf das Schild schreiben. Ein orthopäde ist nur der, der auch Orthopäde ist.
3. Selbstständigkeit/Work-Life-Balance
Wie sind die Zukunftsaussichten ? Niederlassung eher einfach oder schwer ? (z.B. verglichen mit Innere Medizin oder Orthopädie)
Die Niederlassung wird über die KV geregelt, für jedes Bundesland einzeln. Die Fachärzte die häufig vorkommen, werden für einzelnen Landkreise geplant. PRMs meist für das gesamte Bundesland. Es gibt eine gewisse Anzahl von Sitzen, die dich zur Abrechnung befähigen. Sind alle Sitze besetzt, muss man warten, bis wieder einer frei wird. In Baden Württemberg sind aktuell zb noch 5 frei. In Bayern alle besetzt. Das Durchschnittsalter der PRM Ärzte liegt bei 57 Jahren glaub ich. Es wird in nächster Zeit viele Sitze geben. Aktuell machen nur rund 150-200 Leute den Facharzt im Jahr, nicht alle wollen sich niederlassen. Ich sehe gute Chancen einfach einen Sitz zu bekommen. Dafür sollte man sich, sobald man Facharzt ist auf die Warteliste der KV eintragen ( und in das ARztregister). Bei der Vergabe, wird nämlich auch geschaut, wer, wie lange schon wartet.
geregelte Arbeitszeiten ? viele Überstunden ? sind Nachtdienste zu absolvieren, wenn ja, durchschnittlich viele oder eher mehr bzw. weniger ?
Ich hatte nie ein Problem mit Arbeitszeit. Ber das ist immer eine Frage der eignen Arbeitsweise. Ind er Schmerztherapie habe ich viel gearbeitet, aber da wollte ich auch viel lernen und habe die Station mit aufgebaut. In den Rahkliniken, fallen oft längere Dienste ( 24h) an und du bist für eine größere Zahl an Patienten verantwortlich. Die sind aber natürlich nicht so schwer krank wie im Akut haus. Ich habe dennoch viel gelernt, weil Schlaganfall udn herzinfakrt kann auch da auftreten. Insgesamt, sind die Dienste sicherlich deutlich entspannter als ind er Ortho Notaufnahme. Es hängt aber immer von der Klinik ab. In der Frühreha wo ich war, hatten wir viele Patienten mit Trachealkanülen, da war natürlich nachts auch immer was zu tun. Es hängt wirklich vom Haus ab. Nachtdienste gehören in meinen Augen jedoch zur Weiterbildung dau. Die Behandlung des Notfalls egal wie, ist essentiell. Es gibt Uni Kliniken, da ist die PRM Abteilung so klein, dass die Dienste von anderen Abteilungen übernommen werden. Aus meiner Sicht ist das nicht sinnvoll.
wie sieht das Gehalt aus sowohl im KH/ Rehaklinik, als auch im niedergelassenen Bereich ?
Die Gehälter richten sich in Deutschland in den Kliniken nach Tarifverträgen. Die meisten großen kommunalen Kliniken sind im Tarifvertrag VKA gebunden. Kleinere Häuser/ Rehakliniken haben zum Teil eigene Verträge oder lehnen sich an den VKA an. Ab dem Oberarztgehalt ist sicherlich ein gewisser Verhandlungsspielraum drin, darunter geht es , anch meiner Erfahrung strikt nach Tabelle. Die VKA Tabelle kannst du googlen.
Im Niedergelassenen Bereich richtet sich sehr viel danach, was du alles abrechnen kannst ( s.o.) und wieviel du arbeitest. Die Werte schwanken in Deutschland doch recht stark aber mit einem guten Oberarzt Gehalt ist bei entsprechenden Zusatzweiterbildungen zu rechnen. In einer Praxis hängt auch vieles vond er Struktur ab: viel IGEL Leistungen? Viele private? Das kann man nicht über einen Kamm scheren.
So ich hoffe, ich konnter dir erstmal ein bissel helfen.
Wenn du nichts dagegen hast, würde ich deine Fragen und meine Antworten, dennoch gerne ins Forum posten. ich leite das Forum momentan ganz allein, udn Antworten wie diese ( die wichtig sind) kosten mich sher viel Zeit. Wenn ich ab und zu auf das Forum verweisen kann, würde es mir helfen.
Melde dich, wenn du weitere Fragen hast.
Liebe Grüße
Christina Lemhöfer
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Christina- JF DGPRM
03. Nov. 2019
Hi,
Dann schreib mir einfach eine Mail und wir können alles andere abstimmen. Deine Fragen können wir ja mit den Antworten km Weiteren trotzdem noch einstellen. Fragen wie deine haben viele und das ist ja gerade der Sinn eines Forums, dass alle alle helfen :)
Wow, Danke für die schnelle Antwort! Ich glaube meine Fragen würden jeglichen Rahmen sprengen... Von Famulaturmöglichkeit, neue Weiterbildungsverordnung über Behandlungs- und Abrechnungsmöglichkeiten bis hin zur Selbstständigkeit und Work-Life-Balance. Nicht böse gemeint - aber würde mir da gern eine/n private/n AnsprechpartnerIn/ Mentor/in wünschen. Ist das möglich? Gibt es evtl. sogar schon eine Liste mit Mentoren an welche ich mich wenden kann?Liebste GrüßeSteffen
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Christina- JF DGPRM
03. Nov. 2019
Hallo Steffen, da bist du hier genau richtig. Schiess einfach los und wir werden versuchen, dir alles zu beantworten.
Gerne auch hier ins Forum, so haben dann alle was von deienen Fragen :)
Liebe Grüße
Christina
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steffen_m
03. Nov. 2019
Hallo Ihr Lieben! Ich neige mich so langsam dem Ende des Studiums entgegen und bin mir noch etwas unsicher welche Facharztrichtung es denn werden soll. Daher würde ich eine/n MentorIn sehr begrüßen. Wichtig wäre mir, dass mir jemand zur Seite steht, den ich mit Fragen zum Fach "durchlöchern" kann, der mir mögliche Wege aufzeigen und Tipps etc geben kann. Ich freue mich auf Rückmeldungen. Danke und liebe GrüßeSteffen
Hallo zusammen, da ich glaube, dass die Fragen von Steffen auch andere interessieren könnten, hier nach Absprache seine Fragen und meine Antworten:
Hi Steffen, Ich schreibe mal dirket unter deine Fragen. Hoffe, dass alles verständlich ist, sons frage bitte nochmal nach.
Vor ab: ein Mentoren Programm haben wir nicht, aber du kannst mich zu allem Löchern. :)
1, Famulaturmöglichkeiten/ Wege Gibt es spezielle (Uni-)kliniken, Reha-Zentren, Praxen die du dafür empfehlen kannst ?
Also die Famulatur soll dir helfen klinische Praxis zu sammeln. Eine Famulatur kannst du überall machen. Richtig mitarbeiten kannst du zwar nicht aber reinschnuppern. Im praktischen Jahr ( weiss nicht ob es das so auch in Österreich gibt) kann man dann schon richtig mitarbeiten, jedoch gibt es hier nur wenige Kliniken die dasin der PRM anbieten, da dann auch eine Prüfung möglich sein muss. Da es aber nur wenige Lehrstühle gibt, gibt es auch nur wenige Kliniken, wo es geht. Ich habe eine Famulatur und mein PJ an der Charite gemacht und möchte es nicht missen. Ich weiss aber auch, dass die sehr viele Anfragen haben und das nicht immer einfach ist unterzukommen ( es sei denn man hat gute Kontakt... ;) ). Wenn du dir in den Famulaturen ein gutes Bild vom Fachgebiet machen willst, dann gehe auch in eine klassische Rehaklinik und eine Praxis. Ich kenn mich da gut in Bayern aus, da kann ich dir dann gern den ein oder anderen Tipp geben.
Wie würdest du deinen Weg ausrichten rückblickend gesehen? Hast du Tipps, was wichtig ist bzw. was eher unwichtig ist
Ich habe mir von Anfang an überlegt wo ich hin will und was ich dafür brauche. Mein Plan war nie in der Uniklinik zu arbeiten. Deshalb war ich nach dem PJ da auch nicht mehr und mir fehlte es an nichts. Andersherum habe ich aber das Gefühl, dass Leute die an der Uni waren/ sind nur Bausteine des Faches sehen aber nicht die Basics. Meine Weiterbildungen habe ich so ausgerichtet, dass ich jetzt in der Praxis alles habe was ich brauche. Dafür war es aber auch entscheidend, dass ich1 Jahr Neuro gemacht habe und 1 Jahr chirurgische Orthopädie. So kann man viele Dinge deutlich besser einordnen und du hast wirklich den ganzheitlichen Blick. Neurologie ist in meinen Augen mitentscheiden für eine gute Arbeit in der PRM.
2.neue Weiterbildungsverordnung Was wird dadurch erreicht ? (Das das Fach präsenter wird? oder darf man mehr anbieten/machen? darf man mehr/andere Leistungen abrechnen, die bspw. ein Orthopäde abrechnen kann?)
Durch die Bundesärztekammer wurde festgelegt, dass die Weiterbildungsordnung erneuert werden muss. Für jedes Fach. Dabei ging es darum von einer "zeitbasierten" ( du musst so und so lange das oder das machen )- zu einer "kenntnisbasierten" ( du musst das und das können )Weiterbildung zu wechseln. Dies ist erstmal ein guter Ansatz. In der PRM kam dann noch ein Problem aus den letzten Jahren dazu: Fachärzte für PRM werden von der deutschen Rentenversicherung nicht als Chefärzte von Rehakliniken anerkannt, da die meisten ( so wie du in etwa) um den OP einen Weg machen wollen/ gemacht haben. Die Ortho/ Unfall Zeit die aktuell gefordert ist, kann man auch in einer konservativen Klinik machen. Das ist aber nicht gut, da so deutliches Wissen im Bereich der Wundversorgung und der Notfallbehandlung fehlt. Damit zukünftig der PRM Arzt alle Anforderungen für diese Positionen erfüllen kann , wurde die WBO dem entsprechend angepasst. Ohne OP und ohne Akut Klinik geht dann nix mehr. Auch die Frühreha ist mit 6 Monaten Pflicht. Aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt, um unseren breiten Ansatz richtig auszubilden. In der jetzigen WBO stehen viele Dinge drin, die unrelevant sind. Andere wichtige Dinge wie Sono und Röntgen fehlen. Der Facharzt wird durch die neue WBO also moderner, präsenter und besser;) Bzgl der Abrechnung kann ich dir jetzt noch nicht abschließend sagen wie die KV ( für die Bezahlung im abuanten Sektor zuständig) es übernehmen wird. Aber die Möglichkeit der Abrechnung von Sono sollte leichter werden und die Abrechnung von Röntgen dann wohl möglich sein (momentan als PRM nicht möglich in der Praxis)
Hat das Fach in Zukunft einen höheren Stellenwert ? / wird es dadurch populärer ? (habe immer nur gehört, dass die PRM die HiWi´s für alles sind und im Krankenhaus einen sehr niedrigen Stellenwert haben, was ich sehr sehr schade finde.)
S.o. ich denke es wird attraktiver. Ich habe nie die Erfahrung gemacht nur der Hiwi zu sein. Ich kenne auch keinen der so denkt oder so. Es gibt extra Abteilung für PRM oder es ist eine fachübergreifende Frühreha. Ich denke, dass der Stellenwert bereits jetzt gegeben ist. Wir sollten mit breiter Brust hinter unserem Fachgebiet stehen. Wir sind keine orthopäden, wir sind besser ! :)
Besteht grundsätzlich ein Unterschied in den Abrechnungsmöglichkeiten zw. Orthopädie und PRM ? Wenn ja, wie sehen diese z.B. aus ? Bsp: Kniegelenksinfiltration, bekommt der Orthopäde hier eine höhere Vergütung von der Kasse als ein PRM? Was darf generell alles abgerechnet werden mit der Kasse ? Gibt es da eine Liste mit Leistungen und deren Vergütung ?
Die Abrechnung in der Praxis wird durch die KV geregelt. Als Grundlage dient hierfür der EBM (erweiterter Bewertungs Maßstab). Er legt fest welche Leistung wie vergütet wird. Es gibt diverse Dinge, die für jeden Arzt gleich sind. Es gibt aber auch Ziffern die darf man nur abrechnen, wenn man der entsprechende Facharzt mit KV Sitz ist. Das Beispiel Kniegelenksinfiltration fällt für alle gleich aus. Den EBM kannst du im Internet einsehen. Angegeben sind dort Punkte pro Leistung. Jeder Punkt ist ca. 10 Cent Wert aktuell. Im Krankenhaussektor liegt ein komplett anderes Sytem zu Grunde. Im privatärztlichen Bereich gibt es die GOÄ. Sie gilt für alle Ärzte gleich.
Welche Weiterbildungen/Spezialisierungen kann man während der Weiterbildung machen ? (Akupunktur, Manualtherapie, Schmerzmedizin ?) Sind diese inbegriffen, oder kommt es auf persönliche Interessen an ? Wird die Anwesenheitspflicht bei solchen Weiterbildungen als Arbeitszeit gewertet oder macht man diese eher in seiner Freizeit ?
Weiterbildungen sind wichtig. Zum einen bist du ab Facharzt verpflichtet jedes Jahr eine gewisse Punktzahl nach Fortbildungen nachzuweisen, zudem können sie dir, gerade im ambulanten Sektor weiteres Geld einbringen. Jede Zusatzweiterbildung hat ihre eigene Ordnung, die du dir auf der Internetseite der Landesärztekammer anschauen kannst. Es gibt Weiterbildungen, die sind nur Kursbasiert ( z.B. Manuelletherapie, Akupunktur) und es gibt welche, bei denen du auch Weiterbildung in einer speziellen Klinik benötigst ( Schmerztherapie, Sozialmedizin). Keine Weiterbildung ist im Facharzt inbegriffen. Deshalb heisst es ja Weiterbildung. Du musst selbst entscheiden, was für deinen Weg wichtig ist. Willst du Chef einer Rehaklinik werden? Dann solltest du Sozialmedizin machen ( insgesamt 4 x 2 Wochen Kurs und 12 Monate Weiterbildung), willst du chronische Schmerzpatienten behandelen dann Schmerztherapie ( 80 Stunden Kurs und 12 Monate Weiterbildung) und Akupunktur ( 210 Stunden Kurs über 2 Jahre hinweg). Willst du nur in der Praxis ein gutes Beibrot haben Manuelle ( ich glaube 200 Stunden kurs) und AKupunktur. Grundsätzlich machst du die Kurse in deiner Freizeit. Wenn du Glück hast, hast du 5 Fortbildungstage neben deinem Urlaub im Jahr, die du für sowas nutzen kannst. manchmal bekommst du von deinem Areitgeber einen Zuschuss. mehr aber auch nicht. Manuelle Medizin ist die 8 so glaube ich) einzige Weiterbildung, wo du dir Prüfung bei der Ärztekammer schon VOR deiner Facharztprüfung machen kannst. Für alle anderen brauchst du erst deinen Facharzt. Solltest du eine Weiterbildung machen wollen, wo du z.b. 12 Monate extra brauchst, musst du die auch extra machen, die werden nicht im Rahmen deiner normalen Weiterbildung abgegolten.
Ich habe mit Aku, manueller und Schmerzmedizin alles was ich brauche, um ind er Praxis gut dazustehen. Die Manuelle habe ich währen der Weiterbildung gemacht und auch die Prüfung 1 Jahr vor dem Facharzt abgeschlossen. Es sind viele Stunden Zeit die du opfern wirst udn auch viel Geld, aber aus meiner Sicht lohnt es sich. Es gibt weitere Weiterbildungen, die auf dem praxisschild sicher gut aussehen und Leute locken ( Sportmedizin, Naturheilverfahren). Sie bringen die aber KEINE Mehreinnahmen. Du darfst dadurch nicht mehr abrechnen, sondern zeigts einfach nur dein Interesse.
Darf man nach der Weiterbildung bei Selbstständigkeit auch andere Bezeichnungen führen wie z.B. Orthopädie ?
Man darf nur den Facharzt titel führen den man besitzt. Besitzt du 2 Fachärzte, darf man beide auf das Schild schreiben. Ein orthopäde ist nur der, der auch Orthopäde ist.
3. Selbstständigkeit/Work-Life-Balance
Wie sind die Zukunftsaussichten ? Niederlassung eher einfach oder schwer ? (z.B. verglichen mit Innere Medizin oder Orthopädie)
Die Niederlassung wird über die KV geregelt, für jedes Bundesland einzeln. Die Fachärzte die häufig vorkommen, werden für einzelnen Landkreise geplant. PRMs meist für das gesamte Bundesland. Es gibt eine gewisse Anzahl von Sitzen, die dich zur Abrechnung befähigen. Sind alle Sitze besetzt, muss man warten, bis wieder einer frei wird. In Baden Württemberg sind aktuell zb noch 5 frei. In Bayern alle besetzt. Das Durchschnittsalter der PRM Ärzte liegt bei 57 Jahren glaub ich. Es wird in nächster Zeit viele Sitze geben. Aktuell machen nur rund 150-200 Leute den Facharzt im Jahr, nicht alle wollen sich niederlassen. Ich sehe gute Chancen einfach einen Sitz zu bekommen. Dafür sollte man sich, sobald man Facharzt ist auf die Warteliste der KV eintragen ( und in das ARztregister). Bei der Vergabe, wird nämlich auch geschaut, wer, wie lange schon wartet.
geregelte Arbeitszeiten ? viele Überstunden ? sind Nachtdienste zu absolvieren, wenn ja, durchschnittlich viele oder eher mehr bzw. weniger ?
Ich hatte nie ein Problem mit Arbeitszeit. Ber das ist immer eine Frage der eignen Arbeitsweise. Ind er Schmerztherapie habe ich viel gearbeitet, aber da wollte ich auch viel lernen und habe die Station mit aufgebaut. In den Rahkliniken, fallen oft längere Dienste ( 24h) an und du bist für eine größere Zahl an Patienten verantwortlich. Die sind aber natürlich nicht so schwer krank wie im Akut haus. Ich habe dennoch viel gelernt, weil Schlaganfall udn herzinfakrt kann auch da auftreten. Insgesamt, sind die Dienste sicherlich deutlich entspannter als ind er Ortho Notaufnahme. Es hängt aber immer von der Klinik ab. In der Frühreha wo ich war, hatten wir viele Patienten mit Trachealkanülen, da war natürlich nachts auch immer was zu tun. Es hängt wirklich vom Haus ab. Nachtdienste gehören in meinen Augen jedoch zur Weiterbildung dau. Die Behandlung des Notfalls egal wie, ist essentiell. Es gibt Uni Kliniken, da ist die PRM Abteilung so klein, dass die Dienste von anderen Abteilungen übernommen werden. Aus meiner Sicht ist das nicht sinnvoll.
wie sieht das Gehalt aus sowohl im KH/ Rehaklinik, als auch im niedergelassenen Bereich ?
Die Gehälter richten sich in Deutschland in den Kliniken nach Tarifverträgen. Die meisten großen kommunalen Kliniken sind im Tarifvertrag VKA gebunden. Kleinere Häuser/ Rehakliniken haben zum Teil eigene Verträge oder lehnen sich an den VKA an. Ab dem Oberarztgehalt ist sicherlich ein gewisser Verhandlungsspielraum drin, darunter geht es , anch meiner Erfahrung strikt nach Tabelle. Die VKA Tabelle kannst du googlen.
Im Niedergelassenen Bereich richtet sich sehr viel danach, was du alles abrechnen kannst ( s.o.) und wieviel du arbeitest. Die Werte schwanken in Deutschland doch recht stark aber mit einem guten Oberarzt Gehalt ist bei entsprechenden Zusatzweiterbildungen zu rechnen. In einer Praxis hängt auch vieles vond er Struktur ab: viel IGEL Leistungen? Viele private? Das kann man nicht über einen Kamm scheren.
So ich hoffe, ich konnter dir erstmal ein bissel helfen.
Wenn du nichts dagegen hast, würde ich deine Fragen und meine Antworten, dennoch gerne ins Forum posten. ich leite das Forum momentan ganz allein, udn Antworten wie diese ( die wichtig sind) kosten mich sher viel Zeit. Wenn ich ab und zu auf das Forum verweisen kann, würde es mir helfen.
Melde dich, wenn du weitere Fragen hast.
Liebe Grüße
Christina Lemhöfer
Hi,
Dann schreib mir einfach eine Mail und wir können alles andere abstimmen. Deine Fragen können wir ja mit den Antworten km Weiteren trotzdem noch einstellen. Fragen wie deine haben viele und das ist ja gerade der Sinn eines Forums, dass alle alle helfen :)
Info@junges-forum-prm.de
Liebe Grüsse
Christina
Wow, Danke für die schnelle Antwort! Ich glaube meine Fragen würden jeglichen Rahmen sprengen... Von Famulaturmöglichkeit, neue Weiterbildungsverordnung über Behandlungs- und Abrechnungsmöglichkeiten bis hin zur Selbstständigkeit und Work-Life-Balance. Nicht böse gemeint - aber würde mir da gern eine/n private/n AnsprechpartnerIn/ Mentor/in wünschen. Ist das möglich? Gibt es evtl. sogar schon eine Liste mit Mentoren an welche ich mich wenden kann? Liebste Grüße Steffen
Hallo Steffen, da bist du hier genau richtig. Schiess einfach los und wir werden versuchen, dir alles zu beantworten.
Gerne auch hier ins Forum, so haben dann alle was von deienen Fragen :)
Liebe Grüße
Christina
Hallo Ihr Lieben! Ich neige mich so langsam dem Ende des Studiums entgegen und bin mir noch etwas unsicher welche Facharztrichtung es denn werden soll. Daher würde ich eine/n MentorIn sehr begrüßen. Wichtig wäre mir, dass mir jemand zur Seite steht, den ich mit Fragen zum Fach "durchlöchern" kann, der mir mögliche Wege aufzeigen und Tipps etc geben kann. Ich freue mich auf Rückmeldungen. Danke und liebe Grüße Steffen