Hallo in die Runde :) ,
ich bin aktuell in der Weiterbildung zur FÄ für Neurologie und dort auch schon sehr weit fortgeschritten. Es fehlen lediglich noch die 6 Monate Intensivmedizin.
Jedoch kamen meine Gedanken in den letzten Jahren auch immer wieder zum FA für physikal. und rehabilitative Medizin....
Im Rahmen meiner bisherigen Weiterbildung habe ich auch sehr viel in der neurologischen Rehabilitation (in einem Akutkrankenhaus der Maximalversorgung, von Phase B - D, v.a. Pat. nach Schlaganfall oder Polytrauma mit SHT) gearbeitet und prinzipiell soll es nach dem Facharzt auch in den rehabilitativen Bereich gehen, da ich die längere Betreuungszeit der Patienten, die multidisziplinäre Zusammenarbeit und die doch stärker ganzheitliche Herangehensweise sehr mag. Gerade in meinem aktuellen Tätigkeitsfeld habe ich auch sehr viel mit internistischen und chirurgischen/unfall-chirurgischen Fragestellungen zu tun....
Nun überlege ich, ob ich auch den Facharzt für physik. und rehabilitative Medizin erwerbe. Ich erhoffe mir davon einerseits zusätzliche Kenntnisse, die den Blick über den Tellerrand der Neurologie nochmal stark erweitern. Aber auch mehr Spielraum, wenn man später einmal nicht mehr in der Klinik sondern in der Niederlassung arbeiten möchte.
Gibt es hier jemanden, der beide Facharztqualifikationen hat? Macht es Sinn - über die eigene Kenntniserweiterung hinaus- ?
Außerdem habe ich eine kurze Frage zum Inhalt des Log- Buchs:
hier findet man dann unter "Untersuchungs- und Behandlungsmethoden" u.a.
--> folgende rehabilitative Interventionen, z. B. Rehabilitationspflege, Dysphagietherapie, neuropsychologisches Training, Biofeedbackverfahren, Musik- und Kunsttherapie, rehabilitative Sozialpädagogik, Diätetik, Entspannungsverfahren, einschließlich physikalischer Therapieverfahren, z. B. Krankengymnastik, Ergotherapie, manuelle Therapie, medizinische Trainingstherapie, Elektrotherapie, Thermotherapie, Massagen, Lymphtherapie, Hydro- und Balneotherapie, Inhalationstherapie und diese mit einer Richtzahl von 400.
Soll das heißen, dass ich für diese Therapien die Indikation gestellt, Therapieerfolg überwacht etc. haben muss? Denn die Durchführung der einzelnen genannten Therapieverfahren obliegt ja ganz andere Berufsgruppen....
Und ist schon bekannt zu wann es eine Aktualisierung der Weiterbildungsordnung geben soll? Denn verpflichtend 1 Jahr operativ arbeiten, kann ich mir doch nur schwer vorstellen... würde das Jahr Chirurgie lieber in einer Reha-Klinik absolvieren...
Fragen über Fragen... :) Aber vielleicht kann mir doch jemand weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Steffi
Hallo Christina,
vielen Dank für deine schnelle und umfangreiche Antwort. :) Die hat meine Gedanken schon ein gutes Stück geordnet.
Prinzipiell möchte ich dauerhaft in der Klinik im Reha Bereich arbeiten. Nur sollte es mich später doch einmal in die Niederlassung ziehen, könnte ich mir dies auf dem Fachgebiet Neurologie nur sehr schlecht vorstellen. Aus den bisherigen Infos hier aus eurem Forum und weiterer Internetrecherche dann doch eher im Bereich PRM.
Und das man deutlich mehr Detailwissen zu den einzelnen Therapieverfahren erlangt, finde ich super. Das kommt in meiner bisherigen Ausbildung nämlich deutlich zu kurz.
Wie war/ist es bei dir oder anderen hier Mitlesenden rein praktisch im Arbeitsalltag? Konntet/könnt ihr auch in den einzelnen therapeutischen Bereichen mal mitlaufen/hospitieren, so dass man auch fundierte/praktische Einblicke erhält?
LG, Steffi
P.S.: Die Seite, die ihr hier aufgebaut habt, ist wirklich super und sehr informativ!
Hallo Steffi,
vielen Dank für die interessante Frage. Grundsätzlich: ein Doppelfacharzt ist immer gut!
Wie du schon sagst, du lernst vieles dazu und kannst manche Dinge ganz anders einschätzen.
Die Frage die du dir stellen solltest ist: wo will ich hin? Ist dein Ziel eine leitende Position in einer neurologischen Reha, dann solltest du es auf jeden Fall machen. Ist dein Ziel die Praxis, musst du überlegen, wieviel Benefit es dir bringt. Du lässt dich ja als PRM oder Neurologe nieder. Es gibt Außnahmefälle die jeweils einen halben Sitz haben aber man muss sich fragen, ob sich der Aufwand dafür lohnt. Ich selber kenne nur eine Kollegin die das gemacht hat und die strebt die leitende Position in der Reha an.
Zum Logbuch: es geht schon darum, dass du am Ende weisst, was das ist. Also nur verordnen reicht da meines erachtens nicht. Die Prüfungen gehen schon zum Teil detailiert auch in die einzelnen Bereiche rein und so sollst genau erklären wie die oder die Therapie wirkt. Sicherlich wird da bei den Weiterbildern nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, aber am Ende bist du ein PRM Facharzt, der der sich genau damit auskennt und nicht nur der der weiss wie man es verschreibt. ( deswegen sind wir besser als Orthopäden :))
Wann die neue WBO Gültigkeit bekommt ist noch nicht klar. Ich schätze spätestens 2020, je nachdem wie schnell es jetzt vorangeht. Aktuell hinkt es an der einen und anderen Stelle noch. Wenn du jetzt mit der WB beginnst ( und da hast du ja schon 1 Neurojahr fertig), kannst nu noch nach der alten WBO machen. Das 1 Jahr Chirurgie was dann gefordert ist, soll den Facharzt stärken und in eine Position bringen auch leitende Funktionen in orthopädischen oder fachübergreifenen Rehaeinrichtungen zu bekommen. Also eigentlich ist es gut gemeint ;)
Hoffe, dass hilft erstmal, meld dich, wenn du noch Fragen hast.
LG
Christina- JF