Hallo,
ich bin Medizinstudentin kurz vor Ende des PJ und interessiert am Fachgebiet PMR.
Ursprünglich wollte ich sehr gerne Orthopädie machen, allerdings habe ich schnell gemerkt dass ich nur die konservative Seite inklusive Osteopathie,Tapen und Akupunktur toll fand und mit dem Thema OP so gar nichts anfangen kann.
Nun habe ich allerdings wenig Vorstellungen wie der Job im echten Leben aussieht. Erzählt wurde mir, es sei endlos Bürokratie ohne Zeit für Patienten, ein quasi nicht existenter Stellenmarkt und keine Chance auf Niederlassung. Habt iht-so als junges Forum des DGPMR Verbandes- vielleicht einen Ansprechpartner, der das Fach macht und ein bisschen was über die Realität erzählen könnte oder habt ein paar eigene Erfahrungen?
Liebe Grüße
Hallo an alle, ich habe mich letztens mit dem Thema der Weiterbildungsinhalte der PRM sowie den anschließenden Zusatz-Weiterbildungen beschäftigt. Dabei bin ich auf folgende Seite gestoßen, die ich recht informativ fand: https://approbatio.de/facharztausbildung/weiterbildung-physikalische-und-rehabilitative-medizin/
Hallo an alle auch von mir,
ich kann Euch schon ein bißchen was vom "Leben" in der PRM erzählen, ich bin seit 8 Jahren als angestellte Fachärztin für PRM niedergelassen.
Zunächst einmal: es ist vor allem auch später in der Praxis ein wunderbares Fach. Das, was uns von den Orthopäden unterscheidet ist (vor allem auch durch die verschiedenen Fächer in der Weiterbildung), dass wir den ganzen Menschen anschauen, auch wenn man in der Praxis meist orthopädische Patienten hat. Es geht nicht nur um "muskuloskelettal", sondern auch um den Beruf, den er ausübt (z.B. HWS-Belastung durch PC-Arbeit?), aber auch um die psychische Seite, die durch Stress die Verspannungen verstärken kann: d.h. die Basis in unserem Beruf ist das bio-psycho-soziale Modell. Die Patienten sind immer sehr begeistert, da man sie ganzheitlich betrachtet und nicht nur die somatischen Störungen. Das ist genau der Unterschied, der wichtig ist!
Für die Ausbildung sind die ersten Jahre im Akutkrankenhaus schon sehr wichtig, auch für etwaige Notfälle, die man immer haben kann. Gerade die Wundversorgung, Durchführung von Operationen und die Nachbehandlung sind wichtig. Aber auch die Innere Medizin und Neurologie sind auch später für die Praxis wichtig, um über den Tellerrand zu schauen! Rückenschmerzen können z.B. auch aus dem abdominalen Bereich fortgeleitet sein.
Ich habe die PRM-Zeit in einer Rehaklinik gemacht, in der ich auch auf einer Station mit Amputierten Patienten gearbeitet habe mit Prothesenanpassung, Prothesengehschultraining. Die Zeit in der Reha ist aufgrund der Teamarbeit mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Pflege etc. ganz besonders toll. Ein Jahr war ich noch in der Neurologischen Frühreha in einem Akutkrankenhaus, für die neurolog. Beurteilung ist es sehr wichtig, zeitweise neurolog. gearbeitet zu haben.
Zu den Diensten: Die Dienste in einer Rehaklinik sind nicht so stressig, wie im Akutkrankenhaus. Ohne die Zeit im Akutkrankenhaus hätte ich aber diese Dienste auch als stressig empfunden. Durch die Erfahrung konnte ich die Patienten besser einschätzen konnte (in der Reha hat man keinen Hintergrundarzt im Haus, kein Röntgen oder Labor im Dienst).
In der Frühreha ist das natürlich anders.
Die Jahre im Akutkrankenhaus sind stressig, aber wichtig! Ich kann auch nur empfehlen, wenn es möglich ist, an verschiedene Krankenhäuser zu gehen, da lernt man eine größere Bandbreite.
Bzgl. der Fortbildungen kann ich mich nur anschließen: Fangt während der Weiterbildung unbedingt mit der Manuellen Therapie an, die hilft Euch schon bei der klinischen Untersuchung. Im Anschluss ist die Akupunktur wirklich ganz wertvoll, als Therapie und zur Abrechnung in der Praxis. Die Gelenksonographie sowieso.
Viel Erfolg! Grüße Antje
Hallo an alle,
habe gespannt die Beiträge zum Thema gelesen, denn ich habe mich Ähnliches zum Thema Weiterbildung gefragt. Ich möchte gerne den Facharzt PRM machen, habe aber nicht die Möglichkeit, für eine Stelle umzuziehen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut zu hören, dass viele der freien Assistenzarztstellen gar nicht erst ausgeschrieben werden. Wohne im Raum Wolfsburg–Braunschweig. Habe jetzt ein Jahr im Akuthaus Gynäkologie und Geburtshilfe absolviert und plane nun weiter.
Und könnt ihr etwas zum Tagesablauf und zu Nachtdiensten in der PRM im Akuthaus bzw.stationären Bereich sagen? Mir ist klar, dass dies sehr vom jeweiligen Schwerpunkt und Struktur der Klinik abhängig ist, aber vielleicht mag der ein oder andere einfach einmal erzählen, wie das bei ihm oder ihr aussah oder aussieht. Fragen über Fragen....bin froh, euer Forum gefunden zu haben:)
Gruß,
Julia
grins....
das mit der Niederlassungsbeschränkung kann sich aber von Jahr zu Jahr ändern... :)
ich höre mich mal um
ich musste jetzt ein bisschen überlegen wie ich die Frage beantworte...also ich wohne aktuell in der Gegend Dortmund, möchte aber nach dem PJ nicht zwingend hier bleiben. Wäre also flexibel. Eine Option wäre definitiv die Gegend um Berlin, aber ich könnte meinem Job auch durchaus hinterherziehen. Etwas ländlicher wäre für die Hunde natürlich schöner. Oder in eine Richtung wo es keine Niederlassungsbeschränkungen nachher gibt ;)
Und ich hab schon recht viel beim Orthopäden gearbeitet, aber ich mag das Betriebsklima im OP einfach nicht...das ist nicht mal Faulheit oder so.
Danke dir schon mal für deine Hilfe
gar kein problem, hierfür sind wir ja da.
zur Weiterbildung:
12 Monate Ortho/Unfall ( eigentlich heisst es Chirurgie, du kannst also auch Neurochirurgie machen):
aktuell sind keine Eingriffe gefordert, das heisst du kannst die Zeit absolvieren, ohne einen Op zu betreten. Ich denke aber, dass es schon wichtig ist, da es im spätreren häufig um Folgen nach solchen Operationen geht. Wenn man so gar kein Gefühl davon hat, ist das manchmal schwieriger. Zudem lernt man in dieser Zeit natürlich auch viel Akut-Medizin. Aktuell könnte man theoretisch den Facharzt machen ohne jemals ein Akut-Haus von innen gesehen zu haben, da die meisten orthopädischen Rehakliniken 12 Monate Ortho/Unfall haben und viele auch noch innere Zeit. Mit der neuen Weiterbildungsordnung die nächstes oder übernächstes Jahr (weiss ich nicht ganz genau) in Kraft tritt, wird sich dies ändern. Der Fokus wird dann auch stärker auf der Akutmedizin liegen und es werden dann auch Eingriffe gefordert.
12 Monate Innere /Neuro/Allgemein...
Hier bist du wirklich sher frei und kannst dich breit aufstellen. ich habe & Innere und 6 Neuro gemacht und profitiere jetzt viel von dem neurowissen. Es wird auch in den facharztprüfungen viel neuro gefragt, von daher lohnt sich das.
36 Monate PRM
Stellen gibt es eigentlich wie Sand am mehr, aber viele schreiben nicht mehr aus, da sie glauben eh keinen zu finden. Wo wohnst du denn? Wir sind gut vernetzt und können dir da auch sicher gut weiterhelfen. Ansonsten würde ich dir empfehlen mal auf die Seite deiner Landesärztekammer zu gehen. Dort findest du alles Kollegen, die das Fach weiterbilden dürfen. Die kannst du alle auch direkt anschreiben. meistens geht durch Initiativbewerbungen viel. Ich persönlich hatte eher immer viele Stellen zum aussuchen.
bis zu 24 Monate können ambulant gemacht werden, egal aus welchem Bereich.
Niederlassung:
Du kannst so arbeiten wie du deinen Schwerpunkt setzt. Natürlich bist du kein Orthopäde und kannst dementsprechend nicht alle orthopädischen Ziffern abrechnen. Wenn du aber Manuelle und Akupunktur und Sono hast, dann kann man schon einiges machen. Ich kenne viele, die hauptsächlich orthopädisch arbeiten. Es kann aber auch natürlich immer mal ein neurologischer oder internistischer oder so dabei sein. Daher ist die Ausbildung ja auch so breit aufgestellt. Wie du dich spezialisierts und dich "verkaufst" bleibt aber dir überlassen.
ich hoffe dein Knäul löst sich im Kopf, sonst frag einfach weiter :)
Und wie gesagt, wenn du verrätst von wo du kommst, dann schaue ich mal, wen ich da kenne.
LG
Christina
Und nein...im PJ ging das leider nicht...hätte ich sonst gerne einfach mal kennengelernt.
Liebe Christina,
danke für deine Ausführungen. Und ja noch jede Menge Fragen/Gedanken ;)
Zum Beispiel würde es mich interessieren wie lange du nach deiner Weiterbildungsstelle gesucht hast. Innere ist ja weniger ein Problem, aber wenn man mal nach Stellenangeboten PRM sucht, gibt es vielleicht fünf Stellen in den letzten Monaten über ganz Deutschland verteilt.
Das mit der Niederlassungsfreiheit ist eine tolle Info. Kann man später in der Niederlassung dann in der Richtung konservativ orthopädisch arbeiten?(ob die Patienten dann kommen ist eine andere Frage, die gehen mit Beschwerden ja meist gern 'zum Orthopäden')
Und was ich auch nicht rausgefunden habe: Muss ich in der Chirurgiezeit auch OPs erfüllen oder reicht es,wenn ich einen Chef überreden kann, ein Jahr lang Station und Ambulanz zu schmeissen? Und von den 24 ambulant möglichen Monaten...geht da nur physikalische Medizin oder kann man auch Innere/Neuro ambulant machen?
Viele Fragen...tut mir leid ;)
Liebe Grüße
Anja
Hey, also das was du gehört hast würde ich jetzt nicht so unterschreiben.
Zur Facharztausbildung: Diese ist sehr weit gefasst, neben der physikalischen Weiterbildung sollstdu auch andere Fächer der Akutversorgung machen, wie zum Beispiel Innere und/oder Neuro Die "physikalische Zeit" kann man zb in orthopädischen/internistischen/neurologischen Rehabilitationskliniken machen aber auch an jeder großen Uni.
In einer Rehaklinik sollte, so ist meine Meinung schon jeder wenigstens einmal gearbeitet haben, damit er weiss was die DRV ist, was eine soziameldizinische Epikrise ist und wie ein Entlassmanagement inkl. evtl Pflegestufe aussieht. Das hört sich nach Bürokratie an und sicher ist hierbei auch der ein oder andere Zettel auszufüllen. Ich muss aber sagen, ich habe immer genug Zeit für meine Patienten und mache manuelle und tapen und was sonst noch so gebraucht wird.
Vom Gefühl her habe ich mehr Zeit als im stressigen akut Haus. Allerdings betreust du in der Reha im Schnitt 30 Patienten, was natürlich auch nicht wenig ist.
Eine Niederlassung ist eigentlich auch problemlos möglich. In einigen Bundesländern zB Baden Würtemberg gibt es nicht einmal eine Niederlassungsbeschränkung. Wichtig ist halt, dass du auch hier breit aufgestellt bist. Also, um über die KV Geld zu verdienen solltest du schon schauen, dass du die ein oder andere Sache zusätzlich abrechnen kannst wie zB Akupunktur, Manuelle, Gelenksono, psychosomatische Grundversorgung. PRM in einem MVZ ist auch immer sehr gern gesehen, da der Zugang zur physikalischen Therapie hier erleichtert ist. Möglichkeiten gibt es also viele.
Also ich kann nur sagen, dass ich froh bin , mich für diesen Weg entschieden zu haben. Ich wollte auch immer Orthopädie machen und glaube jetzt mit dem was ich alles in meiner Zeit gemacht habe (6 Monate Neurologie, 6 Monate Innere, 12 Monate Ortho/Unfall ( im akut Haus) und 36 PRM ( orthopädscih > neurologisch) gut gewapnet zu sein, um in den nächsten Jahren die Niederlassung anzudenken.
Hattest du die Möglichkeit PRM als Wahlfach im PJ zu machen? In Berlin ging das, da konnte ich erste Einblicke sammeln
Hoffe ich konnte dir etwas helfen, wenn nicht dann melde dich einfach nochmal.
LG
Christina (jF DGPMR)